Die Kunst, Zeichnungen zu waschechten Skulpturen, Modellen oder Figuren werden zu lassen, übt Gerd Dörflinger schon seit über 10 Jahren im Europa-Park aus. Als gelernter Holzbild- und Steinbildhauer erschafft er die beeindruckendsten Sachen. Gerade ist er dabei, einen neuen Fotopunkt vor Rulantica zu bauen mit den sagenumwobenen Kelpies im Mittelpunkt.

Was genau machst du hier?

Ich bin Teamleiter der Modell- und Dekowerkstatt. Unsere Aufgabe ist es sämtliche Dekoration, Bildhauerarbeiten und Modelle anzufertigen. Das heißt wir bekommen Zeichnungen und Entwürfe von der MackNeXT und setzten diese dann von zweidimensional in dreidimensional um. Man kann unsere Abteilung aufteilen in den Bildhauer- und den GFK Bereich. GFK bedeutet Glasfaserverstärkter Kunststoff, also die Beschichtung. Das bedeutet im Detail, die geschnitzten Sachen zu beschichten, damit sie stabil sind, nicht kaputt gemacht werden können, robust gegenüber dem Wetter oder schwer entflammbar sind. Was umgesetzt wird, hängt davon ab, wo die Dekoration zum Schluss reingesetzt wird.

Diee ikonische Snorri-Figur am Eingang ist in Zusammenabeit mit der Modell- und Dekowerkstatt entstanden.

Du arbeitest ja gerade an einer Skulptur der Kelpies. Könntest du mich einmal durch den Prozess führen, wie so eine FIgur hier entsteht?  

Zuerst haben wir den Gesamtentwurf bekommen von der MackNeXT. Zusätzlich zu dem Gesamtentwurf bekam ich sämtliche Entwurfszeichnungen von den Kelpies, als sie entwickelt wurden. Ein Kelpies ist ja halb Pferd, halb Fisch. Im Internet oder in Büchern schaue ich mich dann zusätzlich nach Referenzen von zum Beispiel Pferden um. Als Nächstes mache ich mir dann Schablonen, die ich mir in Originalgröße ausdrucken lasse von der Werbetechnik. Im Endeffekt geht es dann schrittweise voran. Erste Frage ist, ob die Figur mehrmals benötigt wird. Wenn sie nur einmal benötigt wird, macht es Sinn die Figur zu schnitzen und zu beschichten. Damit wäre sie dann fertig. Wenn es jetzt mehrere von diesen Fotopunkten geben sollte, würde man eine Form davon machen. Das heißt man würde es schnitzen und eine negativ Form herstellen, von der man dann mehrere Stückzahlen heraus produzieren könnte.

Entwurfszeichnung von einem Kelpie und einem Quellwächter

Den Kelpie-Fotopunkt wird es ja nur einmal geben, richtig?

Genau. In dem Fall, weil es nur einmal gebraucht wird, ist es einmal geschnitzt und beschichtet. Wichtig: Bei der Größe (die Kelpies haben später knapp 3,20 m) braucht es eine Art Stahlstruktur. Für die Leute soll es dann nachher so aussehen, dass sie auf dem Kelpie sitzen. Da macht man sich vorab Gedanken, wie man die Stahlstruktur in diese geschnitzte Figur einbringen könnte. In Zusammenarbeit mit Mack Solutions geht es darum, eine Art Treppe zu machen, damit die Leute an die richtige Position kommen. Wenn das dann so weit klar ist, geht’s an die Umsetzung. Man nimmt die Schablone und das Material mit dem wir arbeiten, zeichnet dort den Entwurf auf und sägt und klebt sich eine Probeform zurecht. Anschließend arbeitet man sich wirklich klassisch mit Säge, Schnitzmessern, Messern, Raspeln und Pfeilen vor.

Entwurfszeichnung von einem Kelpie und einer Quellwächterin

Bei einer Figur wie den Kelpies – was ist da die Herausforderung?

Es ist die Größe. Leiter hoch, Leiter runter. Immer mal mit Abstand schauen, weil man muss den Blick haben, den dann später auch der Fotograf haben wird. Man muss abpassen, ob es von den Proportionen stimmt, so dass sich auch nichts verzieht. Nur so weiß man, dass es wirklich wirkt. Jedes Mal den Blick auf die Figur zu finden. Das in dem Fall die Herausforderung bei großen Figuren wie den Kelpies.

Der fliegende Holländer aus dem niederländischen Themenbereich

Hast du in deinen zehn Jahren hier ein Lieblingsprojekt gehabt, bei dem du mitgewirkt hat?

Es gab so viele! Was richtig toll war, war damals als Wodan gebaut wurde. Die Göttin Hela in der Spirale auf dem Thron ist von uns. Sie ist so groß und hat ein tolles Design. Der Charakter hat mir sehr gut gefallen. Ansonsten haben wir eigentlich immer tolle Projekte. Da sind solche Sachen, wo man lustige Charaktere hat mit denen man spielen kann, wie der fliegende Holländer in Holland oder Kleinigkeiten, wie der Pinkelzwerg im Märchenwald.
Was auch schön war, war die Entwicklung vom Trølldal. Da haben wir im Maßstab 1:25 das komplette Trølldal nach den Zeichnungen von MackNeXT umgesetzt. Bei der Entwicklung haben wir keine Zeichnungen bekommen, die eins zu eins umgesetzt werden sollten, sondern wir konnten bei gestalterischen Fragen einfach mitgestalten und definieren. Wir haben alles komplett gemacht von Modellieren, Bemalen, über Laub anbringen. Also wirklich von A bis Z. Das hat viel Spaß gemacht.

Der ‘Pinkelzwerg’ im Märchenwald

Was ist für dich das Beste am Arbeiten im Europa-Park? 

Aus meiner Sicht als Bildhauer ist es hier traumhaft. In meinem Ausbildungstand gehen die meisten in die klassische Richtung. Das bedeutet bei uns hier in der Region Fastnachtsmasken oder irgendwelche heiligen Figuren schnitzt, was zur Kultur hier gehört. Es gibt da schon schöne Sachen zu machen, aber hier hat man jedes Mal ein anderes Thema und irgendwelche verrückten Gestaltungsmöglichkeiten. Das findet man nicht so einfach. Man kann wirklich sagen, dass das hier ein riesen Spielplatz ist.


Das Interview hat Sabrina Schatz geführt